💥 Da sprühen die Funken 💥 Was muss moderne Schweißerschutzbekleidung leisten?

💥 Schutzbekleidung für Schweißen und verwandte Verfahren 💥 (ISO 11611:2015); Deutsche Fassung EN ISO 11611:2015

Schutzbekleidung ist Vorschrift beim Schweißen und jedem verwandten Verfahren. Unter der EN ISO 11611:2015 sind die grundlegenden Schutzanforderungen zusammengefasst und haben die alte Norm EN 470-1 abgelöst. Schweißerbekleidung hat 2 Leistungsklassen. Schutzklasse 1 und Schutzklasse 2. Die Schutzklasse 2 entspricht der höheren Leistungsstufe.

1. Schutzprofi-Tipp zur Schweißerschutzbekleidung 💥

Der Schutz der Atemwege, Füße, Hände, Gesicht und auch der Augen wird in dieser Richtlinie nicht berücksichtigt. Die Schweißerbekleidung allein reicht zum Schutz des Mitarbeiter jedoch nicht aus.

Wovor schützt Schweißerbekleidung? 💥

  • Thermischer Strahlung (ISO 6942)
  • Kleinsten, flüssigen Metallspritzern (ISO 9150)
  • Kurzzeitigen Kontakt mit Feuer (ISO 15025)
  • Stromschlägen (begrenzt) (ISO 1149-2)

2. Schutzprofi-Tipp zur Schweißerbekleidung 💥

Schweißerschutzbekleidung ist geeignet für flüchtige Berührungen mit kleinen Flammen, schützt aber nicht vor Flammen oder großer Hitze. Flammenhemmend bedeutet, die Schweißerbekleidung brennt nicht großflächig ab.
Auch handelt es sich nicht um eine elektrisch isolierende Schutzkleidung, sie mindert das Risiko eines Elektroschocks, der bei einem kurzem Spannungskontakt, bis 100 Volt unter normalen Schweißbedingungen entsteht.

Warum gibt es zwei Schutzklassen? 💥

Das Schweißverfahren und die Arbeitsplatzumgebung bestimmen bei der Gefährdungsbeurteilung die Schutzkasse.

Gefährdung durch die Art des Schweißverfahren
  • Schutzklasse 1
    z.B. Gasschmelzschweißen, WIG-Schweißen, MIG-Schweißen (mit Schwachstrom), Mikroplasmaschweißen, Hartlöten, Punktschweißen, MIG-Schweißen (mit Schwachstrom), MMA-Schweißen (mit einer Rutil- umhüllten Elektrode).
  • Schutzklasse 2
    z.B. MMA-Schweißen (mit basisch oder mit Cellulose umhüllter Elektrode), MAG-Schweißen (mit CO2 oder Mischgasen), MIG-Schweißen (mit Starkstrom), Selbstschützendes Fülldraht- Lichtbogenschweißen, Plasmaschneiden, Fugenhobeln, Sauerstoffschneiden, thermisches Sprühschweißen.
Gefährdung durch die Arbeitsplatzbedingungen
  • Schutzklasse 1
    z.B. Sauerstoffschneidemaschinen, Plasmaschneidemaschinen, Widerstands-Schweißmaschinen, Maschinen für thermisches Sprühschweißen, Tischschweißen.
  • Schutzklasse 2
    z.B. Enge Räume, Überkopfschweißen oder -schneiden, Arbeiten in Zwangshaltungen.

Warum vereint die DIN EN ISO 11611:2015-1 so viele Normen? 💥

Nur das Zusammenspiel des Materials, der Nähte, des Nähfadens, der Verarbeitung und des Designs bietet Schutz vor flüssigen Metallspritzern, der kurzfristigen Berührung mit Feuer und der Strahlungshitze. Die Schutzkleidung besteht aus unterschiedlichsten Materialien die alle entsprechend genormt und geprüft sein müssen.

Welche Normen sind unter der DIN EN ISO 11611:2015-1 zusammengefasst?

Die allgemeinen Anforderungen, die nicht speziell unter die ISO 11611:2015 fallen, müssen mit der ISO 13688 konform sein. (verlinken mit ISO 13688).

Folgende Leistungsparameter dienen der Klassifizierung 💥

Wärmeübertragung oder Strahlungswärme (DIN EN ISO 6942)
  • Klasse 1: Temperatur steigt nach 7 Sekunden um 24 °C an RHTI > 7 s
  • Klasse 2: Temperatur steigt nach 16 Sekunden um 24 °C an RHTI > 16 s

RHTI (radiant heat transfer index) – Übertragungsindex. Ist die gemessene Zeit, bei der eine Temperaturerhöhung von 24 °C durch strahlende Wärme auf der Rückseite des Materials und damit auch auf der Haut erreicht wird.

Einwirkung von Metallspritzern (ISO 9150)
  • Klasse 1: Temperatur steigt nach 15 Tropfen um 40 °C an
  • Klasse 2: Temperatur steigt nach 25 Tropfen um 40 °C an
Begrenzte Flammenausbreitung (DIN EN ISO 15025)
  • Kennbuchstabe A1 – 10 Sek. Flächenbeflammung (erforderlich)
  • Kennbuchstabe A2 – 10 Sek. Kantenbeflammung (optional)
Beflammung von Material und Naht
  • A1 – Oberflächenbeflammung
  • A2 – Kantenbeflammung
  • kein Weiterbrennen
  • keine Lochbildung
  • kein Abtropfen
  • Nachbrennzeit < 2 s
  • Nachglühzeit < 2 s Elektrischer Widerstand – Durchgangswiderstand (DIN EN 1149-2) > 105 Ω (bei 85% rel.
  • Luftfeuchte)

Geforderte physikalische Eigenschaften 💥

Weiterreißfestigkeit längs und quer (ISO 13937-2)
  • Klasse 1: mindestens 15 N
  • Klasse 2: mindestens 20 N
Zugfestigkeit textil längs und quer (ISO 13934-1)

> 400 N

Nahtfestigkeit (ISO 13935-2)

> 225 N

Was Bedeutet in diesem Zusammenhang „gutes“ oder vorgeschriebenes Design? 💥

Das Design sorgt dafür das die Schweißerhose – und Jacke wie ein „guter Anzug“ sitzt.
Damit das so bleibt, muss die Bekleidung Maßfest sein. Einlaufen ist nur geringfügig erlaubt.

Maßänderung Gewebe 💥

Maßänderung bei textilen Geweben nach Vorbehandlung < 3%
Maßänderung bei gewirkten Materialen nach Vorbehandlung < 5% )
Die Haut ist komplett bedeckt, auch im Liegen oder wenn der Träger sich bewegt. Ein Maurerdekoltee ist für das Schweißen passé, es quält nicht nur die Netzhaut der Kollegen, ein flüssiger Metallspritzer brennt sich sofort an Ort und Stelle ein, egal wie schnell man rumspringt oder versucht den Funken aus der Hose zu bekommen. Deshalb darf Schweißerbekleidung keine Bewegungsfalten schlagen, in der sich glühende Metallspritzer einnisten können.

3. Schutzprofi-Tipp zur Schweißerschutzbekleidung 💥

Wichtig! Auf Flammenhemmende Unterbekleidung achten. Unterwäsche aus Synthetik brennt wie Zunder. Plastik schmilzt und brennt sich in die Haut ein. Ein weiteres Designplus für heile Haut ist das flammenhemmende Material und die reißfesten Nähte. Die verdeckten Taschen und ein Kragen der den Nacken schützt. Wichtig auch die Zugfestigkeit besonders beanspruchter Stellen wie Ellenbogen oder die Knie und die Nahtfestigkeit. Jede Vorgabe schützt die Haut vor flüssigen Metallspritzern oder Verbrennung.

Designanforderungen an Schweißerschutzbekleidung 💥

  • Der Abstand zwischen Knopflöchern/Druckknöpfen beträgt maximal 150 mm
  • Reißverschlüsse verschließen vollständig alle Öffnungen und sind verdeckt
  • Alle Verschlüsse sind verdeckt
  • Verschlüsse sind Faltenbildungsfrei
  • Die Weitenstellung am Ärmelbündchen ist an der Unterseite
  • Ärmelbündchen sind ohne Umschläge
  • Die Halsöffnung (Kragen) ist vollständig zu schließen
  • Hosen und Overalls sind ohne Umschläge. Seitenschlitze sind verschließbar und verdeckt
  • Alle Taschen sind abgedeckt
  • Taschenpatten sind 2 cm breiter als Taschen, damit die Taschenpatte nicht in die Tasche passt
  • Der Eingriffswinkel für Hosentaschen ist bei maximal 10o
  • Der Tascheneingriff bei Overalls ist gerade
  • Die Zollstocktasche hinter der Beinnaht, hat eine Öffnungsbreite von maximal 75 mm
  • Die Jacke muss die Hose überlappen, so weit das ein Mensch mit gestreckten Armen sich nach vorne beugen kann, bis die Fingerspitzen den Boden berühren ohne das eine Lücke entsteht
  • Brückenbildung zwischen der Außen- und der Innenseite der Kleidung z. B. durch Verschlüsse aus Metall, die Hitze oder Elektrizität leiten ist verboten!

Sonderfall Schleifen – Trennschleifen – Flexen 💥

Obwohl Tätigkeiten mit Schleifrisiken unter die EN ISO 11611 fallen, wird nicht angegeben, welchen Schutz Schweißerschutzbekleidung beim Schleifen bietet. Denn es gibt keine Norm für Trennschleifen oder Flexen. Ohne Norm gibt es auch kein entsprechendes Prüfverfahren.

Schweißerbekleidung ist für Schleifen nicht wirklich geeignet, da die Ansprüche die das Trennschleifen stellt besonders sind. Schleifen ist kein Schweißverfahren. Beim Schleifen trifft Metall, teilweise glühend mit Hochgeschwindigkeit auf Gewebe und das wieder und wieder. Das ist wie mit einer Kanone auf die Stadtmauer zu schießen. Die Mauer gibt irgendwann nach und bekommt Löcher. Intensive Schleifaktionen verschleißen die Bekleidung somit sehr viel schneller und machen sie für das Schweißen unbrauchbar.

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