Naturlatex, Nitril, Polyethylen, Vinyl oder Polyisopren? Kurze Materialkunde.

Einmalhandschuhe können aus einer Vielzahl von Materialien hergestellt werden. Die am häufigsten verwendeten Rohstoffe für die Herstellung sind Naturkautschuklatex – allgemein als Latex bezeichnet, Nitril-Butadien-Kautschuk (Nitril) und Polyvinylchlorid (allgemein als Vinyl- oder PVC-Handschuhe bezeichnet). Zur Herstellung bestimmter Produkte wird synthetisches Polyisopren verwendet.

Jedes Handschuhmaterial hat unterschiedliche chemische Eigenschaften und ist daher nur für den vorgesehenen Einsatzzweck geeignet.

Eine kurze Materialkunde zu Einmalhandschuhen: Naturlatex, Nitril, Polyethylen, Vinyl oder Polyisopren?

Welche Vor- und Nachteile besitzen die Handschuhmaterialien?

LATEX – Der Klassiker

Latex ist das älteste und klassischste Material für Einmalhandschuhe. Hergestellt wird es aus einem Naturprodukt (Naturkautschuk). Latexhandschuhe überzeugen durch ihre Elastizität und ihren Tragekomfort. Sie finden Verwendung sowohl auf medizinischem Gebiet als auch im industriellen Bereich. Von großem Vorteil ist ihre Chemikalienbeständigkeit gegen viele Säuren, Basen und Alkohole. Latex- Einmalhandschuhe vertragen sich nicht mit Ölen und Fetten, das ist besonders bei der Arbeit mit Lebensmitteln zu beachten.
Ein großer Nachteil von Einmalhandschuhen aus Naturlatex ist deren Potential Allergien auslösen zu können. Das liegt an den darin enthaltenen Latexproteinen. Dieses allergene Potential wird um ein Vielfaches durch Puder verstärkt. Für gepuderte Handschuhe wird seit einiger Zeit Maisstärke verwendet. Der Anteil gepuderter Handschuhe ist im Markt stark rückläufig, mit Ausnahme einiger Länder. Hersteller versuchen den Übergang der Latexproteine auf die Haut zu unterbinden, indem die Innenseite des Handschuhs mit einem nicht-allergenen Material beschichtet wird. Ein Beispiel für einen solchen verbesserten Handschuh ist der Einweghandschuh Semperguard Latex IC (inner-coated).

NITRIL – Die Zukunft

Nitrilkautschuk (aufgebaut aus Acrylonitril und Butadien) als Material für Einmalhandschuhe ist ein hochwertiges Material mit stark steigender Marktbedeutung. Obwohl das Material weniger elastisch ist als Latex (und dadurch weniger komfortabel), ist doch seine Chemikalienbeständigkeit höher als die bei Latex und das bei sehr guten mechanischen Eigenschaften. Latexproteine sind nicht enthalten, sodass keine Gefahr einer Latexallergie besteht. Allerdings kommt in letzter Zeit bei manchen Anwendernder Handschuhe eine andere Form der Allergie vor, nämlich eine Sensibilisierung durch Vulkanisationsbeschleuniger (z.B. durch Thiurame). Das ist kein Problem von Nitril allein, sondern gilt ebenso für Latex. Vulkanisationsbeschleuniger werden verwendet, um den technische Polymerisationsprozess auf das industriell notwendiges Maß zu erhöhen.

Vulkanisationsbeschleuniger werden zwar nur in geringen Mengen als Hilfsstoff im Polymerisationsprozess eingesetzt, jedoch genügt oftmals schon eine kleine Menge im Mikrogrammbereich, um eine Allergie auszulösen. Handschuhe werden daher nach der Herstellung gewaschen, um die Vulkanisationsbeschleuniger so weit wie möglich zu entfernen. Es gibt auch bereits Vulkanisationsbeschleuniger-freie Weiterentwicklungen. Ein prominentes Beispiel dafür (auch mit exzellenter Umweltbilanz) ist der Handschuh „Sempercare green“.

VINYL – DER KOSTENGÜNSTIGE

Vinyl sticht durch seinen Preisvorteil hervor. Die mechanischen Eigenschaften und der Komfort sind unterdurchschnittlich, ebenso wie die Chemikalienbeständigkeit. Vinyl ist PVC und wird zusammen mit geeigneten Weichmachern verarbeitet. Die Weichmacher sind in der Regel Phthalate und müssen REACH-konform sein. Obwohl die verwendeten Phthalate REACH-konform sind, gibt es doch Einschränkungen. Vinylhandschuhe können nicht mit Fett oder fetthaltigen Lebensmitteln verwendet werden. Sie haben allerdings Vorteile in der Hautfreundlichkeit für Benutzer, die an einer Latex- oder Chemikalienallergie leiden.

Was gibt es noch?

POLYETHEN (PE) – DER VIELSEITIGE

Meist wird HDPE (High Density Polyethylen) verwendet. Es ist ein unelastisches, glasklares Material. Polyethen ist weitgehend beständig gegen Säuren, Laugen, Öle und Fette. Daher können diese Einweghandschuhe mit der entsprechenden Zulassung auch in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. Der Tragekomfort ist äußerst begrenzt. Solche Handschuhe werden meist als Produktschutz verwendet, um z.B. eine Übertragung von Keimen auf Lebensmittel zu verhindern.

POLYISOPREN – DER SENSIBLE

Polyisopren ist ein synthetischer Kautschuk. Eine Latexallergie ist bei Polyisopren ausgeschlossen. Handschuhe aus diesem elastischen Material werden vorwiegend im medizinischen Bereich als Operationshandschuhe verwendet. Sie haben eine besondere anschmiegsame Passform und Feinfühligkeit. Ein Beispiel dafür ist der Syntegra von Sempermed.

Was ist zu beachten bei der Handschuhwahl?

DIE AUSWAHL EINES EINMALHANDSCHUHS IST ABHÄNGIG VOM ANWENDUNGSBEREICH

Bei der Wahl des richtigen Einweghandschuhs ist eine professionelle Beratung unverzichtbar. Faktoren wie das Einsatzgebiet, die Chemikalienbeständigkeit vom Handschuhmaterial, die Reißfestigkeit des Handschuhs und potenzielle Unverträglichkeiten des Trägers müssen berücksichtigt werden.
Für eine detaillierte und ausführliche Beratung steht AAV GmbH bereit, Ansprechpartner mit jahrelanger Erfahrung geben gerne Auskunft.

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